Kein Antisemitismus, weder in Offenburg noch anderswo!

Der Termin der Nazidemo in Offenburg ist nicht zufällig gewählt! Am 21. und 22. Oktober 1940 wurden etwa 6500 Jüdinnen und Juden aus Baden und der Saarpfalz im Rahmen der sogenannten „Wagner-Bürckel-Aktion“ nach Frankreich deportiert, der Großteil von ihnen in das Lager Gurs.

Allein aus Offenburg wurden 118 Menschen deportiert. Im Gedenken an diese wurden in den letzten Jahren 103 Stolpersteine in den Boden angebracht.

Die „Wagner-Bürckel-Aktion“
Als Wagner-Bürckel-Aktion wird die Deportation von über 6500 Jüdinnen und Juden aus dem Gau Baden und dem Gau Saarpfalz nach Frankreich bezeichnet. Die beiden fanatischen Faschisten Robert Wagner und Josef Bürckel setzen die Anweisung Hitlers ihre Gebiete „judenfrei“ zu machen kompromisslos durch und haben somit die Deportation zu verantworten. Robert Wagner wurde nach Kriegsende zum Tode verurteilt, Josef Bürckel starb an einem natürlichen Tod. Die Wagner-Bürckel-Aktion gehört zu den ersten großen Deportationen von Jüdinnen und Juden in Deutschland zur Zeit des deutschen Faschismus.

Das Lager Gurs
Das in den Abhängen der Pyrenäen gelegene Straflager Gurs verwandelte sich aufgrund des häufigen Regens regelmäßig in einen Morast, dessen Strapazen vor allem die älteren Lagerhäftlinge nicht gewachsen waren. Da ansonsten auch sehr schlechte Lagerbedingungen herrschten starben hunderte Menschen in dem Lager. Wer Gurs überlebte, wurde meist in die Vernichtungslager Osteuropas gebracht und ermordet. Ursprünglich war das Lager zur Aufnahme von Mitgliedern der republikanischen Armee und der Internationalen Brigaden aus dem Spanischen Bürgerkrieg im April des Jahres 1939 erstellt worden. Zeitweise waren dort bis zu 24.500 spanische KämpferInnen untergebracht.

Antisemitismus entgegentreten!
Auch wenn die FaschistInnen aus Offenburg vorgeben, sich mit dem „Bauernstand“ solidarisieren zu wollen, so ist doch offensichtlich, dass dies nur vorgeschoben ist. Die Rechtfertigung der Demonstration nimmt durch mehrfache eindeutige Äußerungen der OrganisatorInnen einen offen antisemitischen Charakter an. Die Nazis geben auf ihrem Blog zu, dass es ihre eigentliche Motivation ist, die Opfer des Faschismus zu verhöhnen. So heißt es bspw. in ihrem Aufruf:

„Die kühnste Behauptung war in diesem Zusammenhang, wir würden absichtlich am 70. Jahrestag, der Deportierung der badischen Juden ins Lager Gurs aufmarschieren – um zu provozieren!

Wir danken der Presse dafür, denn von nun an haben wir einen guten Grund, in jedem Jahr an genau diesem Datum einen Aufmarsch zu organisieren… „

Aber nicht nur hier sind judenfeindliche Ausfälle zu beobachten. Als Reaktion auf linke Schriftzüge an der Haustür eines bekannten Nazis drohen diese den AntifaschistInnen an: „da [in den Ofen] kommt ihr übrigends alle rein, wenn wir am Drücker sind“. Mittlerweile wurde diese Stelle etwas abgeändert, aber der Sinn ist gleich geblieben.

Es handelt sich hiermit nun schon um die zweite eindeutige Äußerung der Nazis, die den Tatbestand der Volksverhetzung erfüllen würde, wobei die Stadt Offenburg ein Einschreiten offensichtlich für nicht notwendig erachtet.

Auf ihrem Blog und wie in der Chronik der neuesten Nazi-Aktivitäten in der Ortenau geschildert, zeigen die Nazis aus Offenburg, worum es ihnen geht. Eine derartig plumpe „Radikalität“ und die „große Fresse“ mit ihren menschenfeindlichen Ansagen dürften selbst in der für ihre Menschenverachtung bekannten rechten Szene auf Misstrauen stoßen. Das erklärt vielleicht, warum bisher weder das Karlsruher Netzwerk noch der benachbarte NS Rastatt, wohl aber die Freie Bewegung Sektion Ostfriesland, den Aufmarsch unterstützen.

Einen Aufmarsch mit solch einem offen antisemitischen Beigeschmack bleibt aktuell noch ein Einzelfall. Offensichtlich wird aber dadurch, in welcher historischen Tradition die faschistischen AkteurInnen von heute stehen und andererseits, wie wichtig es ist, in Offenburg dagegen aktiv zu werden. Ohne die Verankerung des Antisemitismus in der Gesellschaft des Deutschen Reichs und in der Weimarer Republik, wäre es sehr wahrscheinlich nicht zu den Pogromen, Deportationen und der Massenvernichtung gekommen; diesen Aktionen hätte die soziale Akzeptanz gefehlt. Deshalb müssen wir konsequent und entschlossen gegen Antisemitismus vorgehen, egal ob er von rückständigen Nazis kommt, von SPD-Sarrazins oder aus den Kirchen.

Wir müssen die FaschistInnen in Offenburg zurückdrängen, egal woher sie kommen und ohne Rücksicht darauf, zu welchem Thema sie aufmarschieren wollen. Es ist es notwendig in Offenburg einen breiten antifaschistischen Konsens zu erreichen, damit ein solches Auftreten jetzt und wenn es nötig ist auch in Zukunft verhindert und zurückgeschlagen wird. Wir müssen die Nazis spüren lassen, dass wir sie nicht mehr in der Öffentlichkeit dulden werden und dass sie Konsequenzen für ihr Handeln erwarten können.

Gegen Antisemitismus!
Nie wieder Faschismus!